Die Reichentaler Belzemärtel - Uralter Winterbrauch

Einige Tage vor Heiligabend kann in Reichental ein alter Winterbrauch erlebt werden – das Treiben der Belzemärtel. Wenn es dunkel geworden ist, ziehen die furchteinflößenden schwarzen Gesellen mit Spitzhut („Schagox“), Schelle, Sack und Kette durch das Dorf und jagen dem Beobachter einen kalten Schauder über den Rücken.

Mädchen darf sich aus dem Jutesack der Belzemärtel etwas heraus holen

Auch die Lausbuben sind unterwegs und versuchen sich an die Belzemärtel heranzupirschen. Das kleine Abenteuer hat für die Burschen aber seinen Preis: Wer von den hünenhaften schwarzen Gestalten erwischt wird, riskiert einige Rutenstreiche und manch einer  soll auch schon in den Sack gesteckt worden sein.

Der eigentümliche Winterbrauch ist uralt, und der Belzemärtel hat nichts gemein mit dem sanften Nikolaus, dem Bischof von Myra, und schon gar nichts mit dem modernen Weihnachtsmann mit der roten Zipfelmütze. Der Belzemärtel ist viel älter. In der dunkelsten Zeit des Jahres, zur Wintersonnenwende, versuchten unsere Vorfahren, mit dieser wilden Figur die bösen Nachtgeister und Dämonen zu vertreiben. Im Alpenländischen ist der Brauch noch weit verbreitet. Im Murgtal indes kann das Treiben der Belzemärtel nur noch in Reichental erlebt werden, in den anderen Orten ist der Brauch seit Jahrzehnten ausgestorben.

Text: Friedbert Zapf

Eine Gruppe dunkel gekleideter Belzemärtel, mit spitzem Hut, vermummten Gesichtern, Bärten aus Hanf und Rute