
13.5.: Jubiläumsfest „30 Jahre Waldbachstraßensanierung“
Musik, Bewirtung und historische Infos
Vor 30 Jahren ging die Sanierung der Waldbachstraße ihrem Ende zu. Grund genug, die gelungene städtebauliche Erneuerung des stadtbildprägenden Quartiers am Samstag, dem 13. Mai, mit einem Fest zu feiern.
Bürgermeister Julian Christ wird den gemütlichen Hock im Festzelt an der Stadtmauer um 11 Uhr eröffnen. Die Bewirtung übernimmt die Stadtkapelle Gernsbach, für die musikalische Unterhaltung sorgen am Nachmittag der inklusive Chor „Spaß inklusive“, die Alphornbläser, die Bläserklasse der Stadtkapelle Gernsbach sowie Marko Jurcevic.
In den benachbarten Zehntscheuern zeigt das Stadtarchiv mit Unterstützung des Forums Zehntscheuern parallel dazu eine Fotoausstellung „Waldbachstraße einst und jetzt“ mit Bildern aus den 1890er bis 1990er Jahren. Die Waldbach-Aufweitung (Teich) in der Nähe des Festzeltes ist um 13 und 16 Uhr Treffpunkt für einen historischen Rundgang mit Stadtarchivar Wolfgang Froese. Das Fest endet gegen 19 Uhr. Der Besuch der Ausstellung und die Teilnahme an den Führungen sind kostenfrei.
Rückblick auf ein Jahrhundertprojekt:
Die Sanierung der Waldbachstraße
Vor drei Jahrzehnten erhielt ein altes Viertel ein neues Gesicht: Das Land Baden-Württemberg und die Stadt Gernsbach machten sich gemeinsam an die Sanierung der Waldbachstraße. Es war ein Jahrhundertprojekt, dessen positive Wirkungen bis heute anhalten.
Das Quartier am Waldbach, eines der sechs historischen Vorstädte Gernsbachs, galt schon Ende des 19. Jahrhunderts zunehmend als Problemfall. Dicht bebaut und von einer teils nur 3,35 Meter breiten Straße durchzogen, ging es hier laut einer zeitgenössischen Schilderung „eng und dumpf“ zu. Die nach damaligen Maßstäben modern ausgebaute Landstraße von Baden-Baden über das Müllenbild nach Gernsbach bog so auf dem Weg zur Hofstätte in einen regelrechten Flaschenhals ein. Bereits 1913 wurde konstatiert, dass „die Einfahrt in die Stadt von Baden-(Baden) her, nicht allein beschämend, sondern den Verkehrsverhältnissen zuwider ist“.
Obwohl allseits Übereinstimmung herrschte, dass nur ein Abriss von Gebäuden und eine Neuanlage der Straße zu einer durchgreifenden Verbesserung der Situation führen könnte, tat sich jahrzehntelang nichts. Ein Hauptgrund war, dass man sich über die Finanzierung nicht einig wurde, denn Eigentümer und damit Träger der Baulast war die Stadt Gernsbach. Erst 1955 erklärte sich das Land nach vielen vergeblichen Anläufen der Stadt schließlich bereit, die Waldbachstraße als Landesstraße zu klassifizieren und damit auch deren Ausbau maßgeblich zu bezahlen.
Pläne wurden vorgelegt, heftig diskutiert und wieder verworfen. Ein zentraler Punkt der Kontroverse war die Frage, wie autogerecht die Sanierung ausfallen solle. So sah eine der damals vorgelegten Varianten eine komplett neue Linienführung entlang der Stadtmauer vor. 1972 beschloss der Stadtrat schließlich die Aufstellung eines Bebauungsplans, der 1978 in Kraft trat. Bereits seit den 60er Jahren hatte die Stadt mit dem Ankauf von Grundstücken im Vorgriff auf künftige mögliche Gestaltungen begonnen. Bis 1990 wurden insgesamt 17 Gebäude dem Abrissbagger übergeben.
In der Schwebe blieben vorerst der genaue künftige Straßenverlauf und die Breite der Fahrbahn. Die 1981 seitens des Straßenbauamtes noch vorgesehenen 7,50 Meter samt „gestreckter Linienführung“ hätten die Waldbachstraße „zur Rennstrecke gemacht“, wie die Stadt im Nachhinein anmerkte.
Doch auch beim Land setzte in diesen Jahren ein Umdenken zugunsten einer historisch sensibleren Gestaltung von Ortsdurchfahrten ein. Es gelang die Aufnahme der Waldbachstraße in ein entsprechendes Modellprogramm. In dem 1989 gebilligten neuen Entwurf wurde die Fahrbahnbreite auch zugunsten der Gehwege auf 5,50 bis sechs Meter reduziert, die Linienführung stärker an die Bebauung angepasst und mehr Raum für Grünflächen vorgesehen.
Ende 1991 begann die Umsetzung, die nicht zuletzt die Freilegung der Stadtmauer, die Schaffung eines Fußgängerdurchgangs zur Amtsstraße und ein oberirdisch verlaufendes Bächle samt kleinem Teich sowie Spiel- wie Sitzgelegenheiten mit sich brachte. Maßgeblich zum Gelingen der Sanierung trugen auch private Projekte bei wie die Renovierung der alten Ölmühle oder mehrere Neubauten, die sich in die umgebende historische Bausubstanz harmonisch einfügten.
Im September 1993 konnte die neugestaltete Waldbachstraße dem Verkehr übergeben werden, im darauffolgenden Frühjahr erfolgten noch Restarbeiten im Grünflächenbereich. Insgesamt investierten das Land und die Stadt knapp 13,4 Millionen DM in ein städtebauliches Großprojekt, von dessen positiven Wirkungen Bürger wie Gäste bis heute profitieren.