Das Eidbuch der Stadt Gernsbach

Das Eidbuch der Stadt Gernsbach nach der Restaurierung
Die Aufnahmen zeigt das Eidbuch nach der Restaurierung

Die spätmittelalterliche Handschrift beginnt mit ihren Aufzeichnungen 1503 und wurde bis etwa 1650 teilweise erweitertundneu verfasst. Die Handschrift versammelt Rechte und Aufgabenvon Verwaltung und Bewohner der Stadt und regelt in Rechtssetzungen und persönlichen Eidesleistungen deren Zusammenleben.Das Eidbuchfügt erstmals vor allem die Ordnung des Gerichts- und Feuerlöschwesens, die Marktordnung, die Erhebung von Wege- und Zöllen in einem einzigen Konvolut zusammen. Zur Ausübung öffentlicher Ämter, etwa von Bürgermeister, Räten oder Turm- und Scharwächtern, waren Eidesformeln vorgesehen. Das Eidbuchist eine frühe Form der Polizeiordnung in unserer Zeit.

Das Eidbuch in unrestauriertem Zustand
Das Eidbuch in unrestauriertem Zustand

Das Eidbuch galt als verschollen, konnte aber als solches im Rahmen der Studien von Rainer Hennl im Stadtarchiv zu seinerDissertation von Rainer Hennl („Gernsbach im Murgtal“) wieder erkannt werden. Es erregte wenig später die Aufmerksamkeit des Badischen Landesmuseumsin Karlsruhe für seine im Jahr 2001/2002 geplante Große Landesausstellung„Spätmittelalter am Oberrhein“.

Das Eidbuch war jedoch in seinem Bestand stark gefährdet und musste dringend restauriert werden. Es war praktisch ohne Einband, die Originalheftung mehrfach aufgebrochen.Das Hadernpapier löste sich zusehends auf, war von Schimmel befallen. Die verwendete Eisengallustinte verursachte viele Löcher im Papier. Eines der Probleme war, eine geeignete Fachkraft zu finden, da staatliche Stellen keine Aufträge mehr annahmen. Die Wahl fiel auf eine Restauratorin in der Badischen Landesbibliothek, die solche Arbeiten auch privat ausführt.

Nach einer Trockenreinigung und Planlegung der einzelnen Blätter, Entfernung des Schimmels, der Papierrestaurierung mit hauchdünnen Japanfasern, erhielt das Eidbuch einen neuen stabilen Einband mit Restaurierleder. Es wurde ein umfangreiches Protokoll der einzelnen Maßnahmen erstellt und die Archivale auf Mikrofilm für die nächsten Jahrhunderte gesichert.Das zweite Problem bestand in der Höhe der Restaurierungskosten. Sie schlugen mit mehr als 4.000 DM zu Buche, was die Mittel des Stadtarchivs damals um mehr als das doppelte überstieg. Eine Anfrage beim Landesmuseum um Hinweise auf staatliche Fördermöglichkeiten führte dazu, dass das Landesmuseum die Hälfte der Kosten übernahm und das Eidbuch als kulturhistorisch bedeutende Archivale in der Großen Ausstellung der Öffentlichkeit präsentiert werden konnte.Seither befindet sich das Eidbuchin einem neuen Schutzbehältnis unter der Signatur B 001 im Stadtarchiv Gernsbach und ist wiederholt Teil von Ausstellungen von Stadtarchiv und Arbeitskreis für Stadtgeschichte Gernsbach.

Text: Stadtarchiv Gernsbach - Winfried Wolf

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