Stadtleitbild 2020

Um den Herausforderungen der nächsten 10 Jahre gewachsen zu sein, muss sich die Stadt Gernsbach neu und konsequent ausrichten. Gemeinderat, Vertreter der Leitbildgruppen und die Stadtverwaltung entwickelten in einer zweitägigen Klausurtagung am 20. und 21. Mai 2010 unter Berücksichtigung der Ergebnisse aus dem Leitbildprozess ein Konzept zur Neupositionierung der Stadt Gernsbach und diskutierte kurz-, mittel- und langfristig wirkende Maßnahmen zur Stabilisierung der kommunalen Finanzen.

Dieses Konzept wurde am 20. Juli in einer Bürgerversammlung als Dialogmesse vorgestellt. Ziel war es, der Bürgerschaft umfassende Einblicke in die Gedanken, Konzepte und Planungen zur Neupositionierung und zur Konsolidierung der Finanzen anzubieten und in einer neuen Form der Transparenz und Qualität gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern die Überlegungen und Vorschläge zu diskutieren.

Die Ergebnisse sind in 8 Leitlinien für das zukünftige Handeln des Gemeinderates und der Verwaltung eingeflossen, die vom Gemeinderat in öffentlicher Sitzung am 4. Oktober 2010 als „Stadtleitbild 2020“ beschlossen wurden.

Leitbild

  1. Gernsbach ist eine attraktive und lebenswerte Stadt. Sie ist Teil der Region Mittlerer Oberrhein, der Technologieregion Karlsruhe und liegt im Naturpark Schwarzwald. Aus der Einzigartigkeit ihrer Topographie und der Vielfalt ihrer Landschaftsbilder übernimmt sie die Verantwortung für eine nachhaltige und naturverträgliche Nutzung und Erhaltung ihrer Umwelt. Sie lebt ihre Eigen-ständigkeit und pflegt ihr unverwechselbares Image.
  2. Gernsbach verfolgt eine gesamtplanerische Strategie in der Stadtentwicklung, die die Tradition qualitätsvoll sichert und die Chancen der Moderne nutzt. Ein nachhaltiges und bedarfsorientiertes Gesamtbild kennzeichnet unsere Stadt. Die Innenstadt ist als Wohn-, Kultur-, und Einkaufsstandort gestärkt und trägt so zum Erhalt der historisch wertvollen Stadtstruktur bei.
  3. Gernsbach sind wir alle. Die Kernstadt und die Stadtteile Hilpertsau,  Lautenbach, Obertsrot, Reichental, Scheuern und Staufenberg pflegen ihre charakteristischen Kulturen. Sie sind zu einer Einheit zusammengewachsen und identifizieren sich mit ihrer Stadt. Gernsbach zeichnet sich durch eine neue  Gestaltungs- und Kommunikationskultur aus. Das ausgeprägte ehrenamtliche Engagement konzentriert sich auf die herausragenden Alleinstellungsmerkmale und ist der Garant für den Erhalt der Vielfalt und Qualität der Freizeitangebote.
  4. Gernsbach ist Zentrum der Papierindustrie mit europäischer Geltung und hat eine innovative, umweltgerechte und den Markterfordernissen entsprechende Wirtschaftsstruktur mit zukunftsfähigen Arbeitsplätzen in traditionsreichen mittelständischen Unternehmen. Selbstbewusst nimmt es seine regionale Verantwortung als Mittelzentrum wahr.
  5. Gernsbach entwickelt sich als attraktiver Bildungs- und Gesundheitsstandort weiter. „Von der Krippe bis zur Hochschule“ ist kein Schlagwort sondern Qualitätsmerkmal. Anspruchsvolle Gesundheits- und Rehabilitationsangebote machen Gernsbach zu einem besonderen Dienstleistungsstandort.
  6. Gernsbach ist attraktiv für alle Bevölkerungsgruppen, ganz besonders für junge Familien. Neue Bürgerinnen und Bürger sind willkommen und finden sich in ihrer Integration unterstützt. Das Angebot an Wohnflächen und Wohnformen passt sich den demographischen und gesellschaftlichen Entwicklungen an.
  7. Gernsbach stärkt den Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord und ist als Freizeit-, Sport- und Kulturstadt für Bürger und Gäste erlebenswert.
  8. Gernsbach entwickelt sich weiter auf stabiler finanzieller Grundlage und hält seine Einnahmen und Ausgaben im Gleichgewicht.

Vorwort

„Gernsbach 2020“

ein anspruchsvoller Titel, dessen Inhalt zum Programm werden soll. Dahinter stehen Fragen nach dem richtigen Kurs für unsere Stadt. Welche Rolle soll Gernsbach künftig einnehmen

  • in einer Zeit, in der uns der demografische Wandel so richtig erfasst hat,
  • in einer Zeit, in der der interkommunale Wettbewerb um Einwohner und Arbeitsplätze voll entbrannt ist,
  • in einer Zeit, in der die Auswirkungen der Europäisierung und Globalisierung in den Gemeinden direkt spürbar werden?
  • in einer Zeit, in der die finanzielle Situation der öffentichen Hände über keinerlei Spielräume für Weiterentwicklung verfügt?

Wie soll sich unsere Stadt angesichts dieser Veränderungen positionieren? Warum müssen wir unser Profil schärfen, um erkennbar zu bleiben und was sind unsere Angebote für die Menschen in unserer Stadt und der Region?

Antworten auf diese und andere Fragen, sind im Rahmen des Bürgerprojekts „Stadtleitbild“ und durch die Ergebnisse der Klausurtagung des Gemeinderates am 20. und 21.  Mai 2010, die im Rahmen einer „Dialogmesse“ am 20. Juli 2010 der interessierten Bürgerschaft vorgestellt wurden, erarbeitet worden.

Rund 70 Bürgerinnen und Bürger, der Gemeinderat und Mitarbeiter der Stadtverwaltung haben das Stadtleitbild entworfen, das unsere Zukunft beschreiben soll. In ihm drücken sich Erfahrungen, Wünsche und Visionen von engagierten Menschen aus. Die über diesen Prozess erarbeiteten Ziele und Handlungsfelder sollen die Schwerpunkte für eine verlässliche Stadtentwicklung sein.

Sie sind im Stadtleitbild zusammengefasst und die Grundlage für die künftigen kommunalpolitischen Entscheidungen. Das ist die eine Absicht. Darüber hinaus ist das Stadtleitbild auch eine Aufforderung an die Bürgerinnen und Bürger, sich noch besser mit ihrer Stadt zu identifizieren und bei der Umsetzung dieses Projektes mitzuwirken; in Projekt, das als kontinuierlicher Prozess angelegt ist.

Nach der Beschlussfassung des Gemeinderates sind wir alle, Bürgerschaft, Gemeinderat und Verwaltung in der Verantwortung, diese Herausforderung anzunehmen und diese Ziele auch zu realisieren. Hinter dieser Aussage steht also der Aufruf zur weiteren und dauerhaften Mitarbeit.

Gernsbach, den 4. Oktober 2010

Dieter Knittel, Bürgermeister

Vom Bürgerprojekt zum Stadtleitbild

Hintergrund

Der gemeinsame Antrag der Gemeinderatsfraktionen vom 13. Juli 2008 war der Auftakt für die Erstellung des „Stadtleitbildes Gernsbach“. Der Bürgermeister wurde beauftragt, gemeinsam mit dem Gemeinderat und der Bürgerschaft ein Leitbild für die Stadt Gernsbach zu entwickeln. In einer Bürgerversammlung am 03. Februar 2009 wurde das Projekt zahlreicher Bürgerinnen und Bürger vorgestellt.

Dieser Appell fand ein erfreulich großes Interesse, so dass sich bei der ersten Sitzung des Bürgerprojekts über 70 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in die Anmeldeliste eintrugen.

In den fünf themenbezogenen Projektgruppen wurden folgende Projektgruppensprecher von den Bürgern gewählt:

  • Einkaufen – Dienstleistungen – Industrie – Gewerbe - Handwerk
  • Bildung – Kultur – Soziales - soziale und gemeinnützige Einrichtungen
  • Stadtentwicklung – Stadtteile – Verkehr – Wohnen
  • Tourismus – Freizeit – Sport – Gesundheit - Umwelt
  • Die Stadt als moderner Dienstleister,

Die Bürger trafen sich zu insgesamt drei abendlichen Sitzungen und einem zweitägigen Workshop unter Leitung von Herrn Bürgermeister Dieter Knittel, der fachwissenschaftlichen Beratung und Moderation von Herrn Professor Rudolf Jourdan und dem für das Projektmanagement verantwortlichen Benedikt Lang.

Ziel und Vorgehensweise

Ziel der bürgerschaftlichen Arbeit sollte eine projektbasierte, direkte Bürgerbeteiligung sein,  mit der die Bürger wichtige Impulse für eine zukunftsfähige Entwicklung der Stadt Gernsbach setzen. Nach einer Bestandsaufnahme der örtlichen Stärken und Schwächen sowie dem Ausloten von künftigen Chancen und Risiken ist es darum gegangen, Handlungsfelder im Sinne von Aufgabenschwerpunkten zu definieren. Für jedes Handlungsfeld wurden strategische Ziele und Leitsätze sowie ein Maßnahmenpaket erarbeitet. Bei den einzelnen Maßnahmen haben die Projektbeteiligten schließlich Aussagen zur inhaltlichen Wichtigkeit und zeitlichen Dringlichkeit gemacht. Die gefundenen Ideen und Lösungsvorschläge sind zu guter Letzt in das Zukunftbild „Gernsbach - unsere (realistische) Vision“ eingeflossen.

Dabei sind sich alle Projektbeteiligten darin einig, dass dies alles nur im Rahmen der örtlich gegebenen finanziellen Möglichkeiten und unter tatkräftiger Mitarbeit der Bürgerinnen und Bürger sowie der hiesigen gesellschaftlichen Gruppen geschehen kann. Der Gemeindetat stimmt am 18.05.09 einstimmig dem Schlussbericht des Bürgerprojektes Stadtleitbild und der weiteren Vorgehensweise zu.

Bürgerversammlung - Dialogmesse am 20. Juli 2010

Um den Herausforderungen der nächsten 10 Jahre gewachsen zu sein, muss sich die Stadt Gernsbach neu und konsequent ausrichten. Gemeinderat, Vertreter der Leitbildgruppen und die Stadtverwaltung entwickelten in einer zweitägigen Klausurtagung am 20. und 21. Mai unter Berücksichtigung der Ergebnisse aus dem Leitbildprozess ein Konzept zur Neupositionierung der Stadt Gernsbach und diskutierte kurz-, mittel- und langfristig wirkende Maßnahmen zur Stabilisierung der kommunalen Finanzen diskutiert. Dieses Konzept wurde am 20. Juli in einer Bürgerversammlung als Dialogmesse vorgestellt.

Bürgerversammlung in der Stadthalle
Bürgerversammlung in der Stadthalle

Gernsbach ist hoch verschuldet. Zwischen Einnahmen und Ausgaben entsteht eine Lücke, die sich weiter vergrößern wird und dadurch für die zukünftige finanzielle Handlungsfähigkeit keine Spielräume mehr zulässt. Bürgermeister Knittel ging in seiner Einführung auf die Ursachen dieser Entwicklung ein und zeigte auf, dass bereits erste Konsequenzen gezogen wurden. Diese waren der Prozess des Bürgerleitbildes, ein Gutachten von Prof. Kölz (Gernsbach lebt über seine Verhältnisse), der Einsatz einer Haushalts-Strukturkommission, die Erhöhung von Steuern, Gebühren und Beiträge sowie die Erstellung eines Haushaltssicherungskonzepts 2010. Diese Initiativen reichen allerdings bei weitem nicht aus und können nur einen ersten, aber rechtzeitig eingeleiteten Schritt darstellen.

Bürgermeister Knittel hat sich zur Präsentation für eine Bürgerversammlung in Form einer Dialogmesse entschieden. Ziel war es, der Bürgerschaft umfassende Einblicke in die Gedanken, Konzepte und Planungen zur Neupositionierung von Gernsbach und zur Konsolidierung der Finanzen anzubieten und in einer neuen Form der Transparenz und Qualität gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern die Überlegungen und Vorschläge zu diskutieren. Rund 300 Interessierte haben sich in der Stadthalle eingefunden und sahen sich nach der Eröffnungsrede des Bürgermeisters insgesamt sechs Dialogständen gegenüber. An diesen Messeständen wurde im Anschluss mit Bürgermeister Knittel, Vertretern des Gemeinderats und der Projektgruppen aus dem Stadtleitbildprozess sowie Vertretern der Verwaltung zu den Themenbereichen "Zukunft für unsere Stadt", "Stadtleitbild 2020", "Auslöser für harte Einschnitte", "Herausforderung alternde Bevölkerung", "Konzept zur Stabilisierung der kommunalen Finanzen" und "Genehmigungsfähiger Haushalt" intensiv diskutiert.

Bürger beteiligen sich bei Dialogmesse
Bürger beteiligen sich bei Dialogmesse

Es gab neben dem Angebot des persönlichen Gesprächs auch die Möglichkeit Beiträge in schriftlicher Form einzureichen, von der insgesamt 186mal Gebrauch gemacht wurde. Diese Beiträge, so Bürgermeister Knittel, werden über die Sommerpause ausgewertet und veröffentlicht. Sie fließen mit in die Entscheidungsprozesse des Gemeinderats ein. In seiner ersten Sitzung nach der Sommerpause wird der Gemeinderat dann das vorgestellte Stadtleitbild diskutieren und beschließen.