Pfleiderer-Areal erneut in der Diskussion

In der Sitzung des Gemeinderats im November 2016 stand wieder einmal das Pfleiderer-Areal auf der Tagesordnung. Zuletzt hatte das Gremium dem Sanierungsverfahren, das auf einem Gutachten aus dem Jahr 2005 beruht, zugestimmt. Im Nachgang war eine ergänzende Stellungnahme durch das Öko-Institut beauftragt worden, deren Ergebnisse nun vorliegen.

Stefan Alt vom Öko-Institut Darmstadt, der bereits einige Sanierungsprojekte dieser Art begleitet hat, stellte seine Erkenntnisse vor. „Die Kontaminierung in Gernsbach ist extrem hoch“, so ein Fazit aus seinen Untersuchungen. Alt nannte mehrere Gründe dafür, warum eine erneute behördliche Bewertung und ein überarbeitetes Sanierungskonzept unumgänglich seien.

Derzeitiger Sanierungsplan ist nicht mehr zeitgemäß

Der aktuelle Plan zur Sanierung des Pfleiderer-Areals stammt aus dem Jahr 2005. „Dieser kann keinen Bestand mehr haben“, so Alt. Die damaligen Annahmen beruhen auf falschen Voraussetzungen wie z.B. der Bodenversiegelung, die nach über 16 Jahren nicht mehr aktuell sind. Im Fokus stehen das so genannte oberflächennahe Grundwasser und dessen mögliche Verseuchung mit Quecksilber. Vom Gesetzgeber ist eine sog. Gefahrenabwehr vorgeschrieben, das bedeutet, dass keine Schadstoffe in die Umwelt gelangen dürfen. Dies geschieht bereits durch eine hydraulische Sicherung mittels Brunnen, die das Grundwasser reinigen. Nicht untersucht wurden damals allerdings die Belastung z.B. mit Arsen und insbesondere die Kontaminierung des unteren Grundwasserleiters. „Dieser ist zwar nicht nutzungswürdig, aber dennoch schutzwürdig“.
Auch der so genannte Boden-Mensch-Kontakt ist heute ein anderer als vor 11 Jahren. „Die Oberflächenversiegelung auf dem Gelände ist mittlerweile schadhaft“, sagte der Diplom-Geologe, der auch die mangelhafte Absicherung des Geländes anmahnte.

Bürgermeister Dieter Knittel fasste zusammen, dass die Sanierungsvereinbarung aufgrund dieser neuen Erkenntnisse keinen weiteren Bestand haben kann. In der anschließenden, über zweistündigen Diskussion wurde die Komplexität der Sanierung nochmals deutlich. Wünschenswert sei natürlich eine Totalsanierung, die allerdings kaum zu bezahlen sein wird. Unbestätigte Summen von 30 bis 40 Millionen Euro wurden in der teils hitzigen Diskussion genannt. Dazu kommt, dass nicht die Stadt Eigentümerin des Pfleiderer-Areals ist, also derzeit unklar ist, wer die Kosten überhaupt trägt. Für eine zusätzliche, rechtliche Beratung in dieser Sache sprachen sich einige Ratsmitglieder aus.


Noch viele offene Fragen

Vor- und Nachteile der bisher angedachten Brunnenlösung wurden erneut aufgezeigt, ebenso über weitere Gutachten und Untersuchungen debattiert. Das generelle Nutzungsziel des Geländes kam zur Sprache – die städtebauliche Entwicklung dieses Areals also. Denn derzeit ist die Ansiedlung von zwei Supermärkten geplant, wie die Vertreter des zuständigen Planungsbüros Krause vorstellten. Auch eine Wohnungsbebauung beispielsweise mit dreigeschossigen Häusern am Murgufer könne man sich seitens des Projektentwicklers gut vorstellen. All dies muss nun parallel zur Sanierungsfrage weiter konkretisiert und diskutiert werden.
Der Gemeinderat schloss sich letztlich in der Abstimmung den Vorschlägen des Öko-Instituts und der Verwaltung an und sprach sich mehrheitlich für die Überarbeitung der Sanierungsziele und der Ausarbeitung einer neuen Sanierungsvereinbarung aus.