Wertvolle Neuerwerbung des Stadtarchivs

Auf dem Bild im Stadarchiv sind folgende Personen von links nach rachts zu sehen: V.l.n.r.: Gabriele Chemelli, Elke Chemelli-Franz, Stadtarchivar Wolfgang Froese und Michael Chemelli.
Übergabe des Nachlasses an das Stadtarchiv. V.l.n.r.: Gabriele Chemelli, Elke Chemelli-Franz, Stadtarchivar Wolfgang Froese und Michael Chemelli.

Nachlass von Franz Chemelli erweitert Blick auf Stadtgeschichte.

Franz Chemelli, geboren 1943 in Obertsrot, seit 1967 bis zu seinem Tod 2021 in Scheuern zu Hause, war ein passionierter Sammler von Schriftstücken, Bildern und Objekten zur Heimatgeschichte. In engem Zusammenwirken mit seinen Erben gelang es, wesentliche Teile seines Nachlasses für das Stadtarchiv zu sichern.

Sammlung von Feldpostbriefen aus dem Zweiten Weltkrieg
(c) Stadt Gernsbach. Feldpostbriefe aus dem Zweiten Weltkrieg.

Dafür wurde im Stadtarchiv ein eigener Bestand angelegt, der inzwischen geordnet und verzeichnet und damit für alle auf Dauer nutzbar ist. Darunter befindet sich zum Beispiel das zu großen Teilen erhaltene Firmenarchiv des Gernsbacher Schlosserei- und späteren zusätzlichen Elektrobetriebs Wilhelm Fels für die Jahre 1885 bis 1930, das sich bei der Verzeichnung für den Stadtarchivar Wolfgang Froese als „schier unerschöpfliche Quelle für eine Vielzahl von Fragestellungen“ entpuppte, oder die umfangreiche Sammlung von Feldpostbriefen aus dem Zweiten Weltkrieg, die an die junge Gernsbacherin Hilde Reichenberger gerichtet waren.

Sie unterhielt gleich mit mehreren, ihr bislang unbekannt gewesenen Soldaten Brieffreundschaften, die gerade in ihrer Vielstimmigkeit ein neues Licht auf das tatsächliche Denken der damals jungen Kriegsgeneration werfen. Ein Rudi Forster aus Tuttlingen schrieb ihr unter dem Datum „Russland, 4.7.43“: „Wenn nur der verdammte Krieg endlich mal aus wäre, wie schön könnte es auch jetzt für uns sein.“

Zu den für die Zukunft gesicherten Archivalien gehören auch zahlreiche Bildquellen, so ein einzigartiges Gemälde zum Radfahrerverein „Schloss Eberstein“ Obertsrot, der laut Inschrift am 8. August 1924 gegründet wurde und das noch aus dieser Anfangszeit stammt, oder ein Foto Scheuerner Karnevalisten aus den Jahren vermutlich kurz vor dem Ersten Weltkrieg.

„Ohne Menschen wie Franz Chemelli würde vieles einfach als wertlos entsorgt, was uns tatsächlich helfen kann, unsere Vergangenheit besser zu verstehen oder überhaupt erst davon zu erfahren,“ sagt Bürgermeister Julian Christ. Stadtarchivar Wolfgang Froese würdigt das Verhalten von Gabriele und Michael Chemelli und seiner Schwester Elke Chemelli-Franz, die sehr offen auf das Stadtarchiv zukamen: „Wir sind ein Archiv für die Bürgerschaft, und deshalb brauchen wir auch die Hilfe aus der Bürgerschaft.“