Gernsbach fordert geförderte Mietwohnungen

Im Vordergrund ist ein Mann mit Bauhelm zu sehen. Im Hintergrund ein Hausrohbau.
(c) pixabay.de. Wohnraum ist knapp in Gernsbach.

Die Stadt Gernsbach reagiert auf das Ungleichgewicht zwischen neu entstehendem Wohnraum und bezahlbaren Wohnmöglichkeiten in der Region.

 In den letzten Jahren entstanden zwar vermehrt Wohnungen, diese fallen jedoch größtenteils in das höherpreisige Segment.

Um diesem Missstand entgegenzuwirken, hatte der Gemeinderat der Stadt Gernsbach bereits zum 1. Januar 2023 den Eigenbetrieb StadtRäume gegründet, um sich verstärkt im sozialen Wohnungsbau zu engagieren und die städtischen Wohnungen zu sanieren. Derzeit liegt der Mietpreis der städtischen Wohnungen bei bis zu 7,50 Euro pro Quadratmeter.

Die hohe Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum wird aktuell durch eine Warteliste mit 80 Personen für städtische Wohnungen deutlich. Zudem besteht ein weiterer Bedarf im Mietpreissegment zwischen 7,50 Euro pro Quadratmeter und der örtlichen Durchschnittsmiete von bis zu 12 Euro. Besonders betroffen sind hier Berufstätige und Familien, die auf dem freien Wohnungsmarkt keine angemessenen Wohnungen mehr finden.

Die finanziellen Mittel der Stadt sind begrenzt, sodass der schrittweise Neubau städtischer Wohnungen alleine nicht ausreichen wird, um die hohe Nachfrage zu decken. Aus diesem Grund will die Verwaltung ein weiteres Instrument einführen: 20 Prozent der von Privaten neu geschaffenen Mietwohnflächen sollen ‚geförderter Wohnbau‘ sein. Diese Regelung greift bei Bauprojekten ab fünf Wohnungen.

Der geförderte Wohnungsbau gibt privaten Investoren die Möglichkeit, staatliche Unterstützung wie Zuschüsse und zinsgünstige Darlehen für den Bau von öffentlich geförderten Wohnungen zu erhalten. Dadurch können Renditeverluste aufgrund niedrigerer Mieten ausgeglichen werden. So besteht im Rahmen des Landeswohnraumförderungsprogramms "Wohnungsbau BW 2022" des Ministeriums für Landesentwicklung und Wohnen die Möglichkeit, geförderte Mieten über eine Kaltmiet-Bindungsfrist zwischen 10 und 40 Jahren auf 20 bis 40 Prozent der ortsüblichen Vergleichsmiete abzusenken.

In Gernsbach könnte dies bedeuten, dass die Mieten in geförderten Wohnungen zwischen 7,20 Euro und 9,60 Euro pro Quadratmeter liegen. Damit würde für Menschen mit niedrigen und mittleren Einkommen ein bezahlbares Wohnraumangebot geschaffen.

Die Vergabe geförderter Wohnungen erfolgt auf der Grundlage von Wohnberechtigungsscheinen, die die Einhaltung der maßgeblichen Einkommensgrenzen und der angemessenen Wohnungsgröße nachweisen.

„Wir müssen alle Hebel in Bewegung setzen, um weiterhin bezahlbaren Wohnraum in Gernsbach und den Ortsteilen zu schaffen. Das bezieht ausdrücklich auch größere Bauprojekte von Investoren mit ein. Denn die Bereitstellung von bezahlbarem Wohnraum ist eine gesellschaftliche Aufgabe und sichert den gesellschaftlichen Zusammenhalt “, so Bürgermeister Julian Christ abschließend.

Der Gemeinderat wird in seiner Sitzung am 11. Dezember über den Vorschlag des Rathauses beraten und entscheiden.